Kennzeichen: Die Goldammer ist eine große, langschwänzige Ammer mit weißen äußeren Steuerfedern. Typisch für das Männchen ist die auffällige Gelbfärbung von Kopf und Unterseite sowie das rostbraune Brustband. Im Flug sieht man meist den gelben Kopf und häufig auch den zimtbraunen Bürzel. Die Weibchen zeigen weniger Gelb. Außerdem sind sie unterseits gestreift. Im 1. Winterkleid fehlt ihnen das Gelb noch völlig.
Lebensraum: Goldammern bevorzugen als Brutlebensraum reich gegliederte, abwechslungsreiche Feldflur mit Gebüsch, Hecken, Gehölzen und Brachflächen. Gern gehen sie auch in junge Nadelbaumkulturen. Im Winterhalbjahr trifft man Goldammern, nicht selten in Begleitung von Grünfinken und Feldsperlingen, an Einzelgehöften und Dorfrändern an, wo sie auf dem Boden nach Nahrung suchen. Die höchsten Brutplätze fand man in 2.100 m Höhe an der Baumgrenze. In mediterranen Gebieten brütet die Goldammer überwiegend im Gebirge.
Verbreitung: Mit Ausnahme Islands, dem größten Teil der Iberischen Halbinsel, der Mittelmeerinseln sowie des hohen Nordens von Skandinavien und Russland brütet die Goldammer in fast in ganz Europa. Jenseits des Urals reicht ihr Vorkommen bis zum Balkansee. In Neuseeland wurde die Art eingebürgert.
Zug: Die meisten mitteleuropäischen Goldammern sind Jahresvögel. Es gibt aber auch hier Kurzstreckenzieher, die den Winter weiter westlich und südlich verbringen und so das Mittelmeergebiet und Nordwestafrika erreichen. Je weiter nördlich die Populationen leben, desto höher der Anteil der Zugvögel. Außerhalb der Brutzeit treten Goldammern in Trupps und Schwärmen auf, die manchmal mehrere 100 Vögel zählen. Dann schließen sie sich auch regelmäßig mit Finken oder Feldlerchen zusammen.
Nahrung: Auf Nahrungssuche gehen Goldammern vorzugsweise in den frühen Morgen- und Abendstunden, meist in kleineren Trupps. Die Goldammer bevorzugt Sämereien von Gräsern, Getreidekörner (gern Hafer) sowie die Samen vieler Kräuter. Kreuzblütler rührt sie aber nicht an. Zur Brutzeit jagt die Goldammer auch Insekten und im Spätsommer und Herbst verzehrt sie Beeren.
Stimme: Mit Eintreffen im Brutgebiet im Februar beginnen die Männchen zu singen. Häufig sitzt das Männchen dabei exponiert auf einer Baum- oder Buschspitze oder auf einem Leitungsdraht. Die Goldammer besitzt einen der bekanntesten Gesänge. Ihr „Wie, wie, wie hab ich Dich lieb!" hat wohl jeder schon einmal gehört. In jedem Land gibt es wahrscheinlich solche Assoziationen zu ihrem Gesang. In England singt sie z.B. "little bit of bread and no cheese". Nur wenige Vögel besitzen eine so lange Gesangsperiode und sind dabei so ausdauernd. Das Männchen singt von der Reviergründung im Februar bis zum Frühherbst. Es singt von der Morgendämmerung bis zum späten Vormittag. Danach macht die Goldammer oft Mittagspause. Manchmal ist sie aber sogar auch in der Mittagshitze zu hören, was man nur bei wenigen Vogelart beobachten kann. Vom Spätnachmittag bis zum Abend folgt ein zweiter Gesangshöhepunkt. Auf diese Weise kann eine Goldammer bis zu 7.000 Strophen am Tag singen.
Brut: Männchen und Weibchen sind sozial monogam, wobei "außereheliche Paarungen" häufig vorkommen. Die begehrtesten Männchen, die auch am ehesten außerhalb ihrer Partnerschaft Junge zeugen, sind diejenigen mit dem größten Anteil rötlicher Gesichtsfedern. Meist sind es ältere Vögel, die gelernt haben, Pflanzen mit Carotinoiden auszuwählen, die die Färbung hervorrufen. Die meisten Vögel werben am Boden. Das Weibchen sucht den Nestplatz aus und baut auch das Nest aus Halmen, Stängeln, Blättern und Moos. Die Mulde wird mit feinerem Pflanzenmaterial gepolstert. Neststand ist häufig eine von hohem Gras gut geschützte Stelle in bodennahem Gebüsch. Viele Nester stehen an Böschungen versteckt. Die Goldammer brütet von Anfang April bis Juli/August, selten bis Anfang September. Die Nestlinge verlassen das Nest meist schon vor dem Flüggewerden.