Kennzeichen: Die Rohrweihe ist mit fast Bussardgröße die größte europäische Art ihrer Gattung und hat viel breitere Flügel als die anderen Weihen. Doch trotz ihrer Größe ist sie an der schlanken Gestalt und dem relativ langen Schwanz sofort als Weihe zu erkennen. In der Färbung unterscheiden sich beide Geschlechter von ihren Gattungsgenossen. Das größere und schwerere Weibchen ist durchgängig dunkelbraun gefiedert und hat einen hellgelben Kopf. Schultern und die Flügelvorderhand weißlich bis hellgelb. Beim rostbraunen Männchen sind die mittleren Bereiche der Flügel silbergrau, die Flügelspitzen schwarz. Der Stoß (Schwanz) ist lang und grau, der Kopf hellgrau mit dunkler Strichelung.
Lebensraum: Weihen sind Vögel offener Landschaften. Die Rohrweihe ist am stärksten von allen Arten an die Verlandungszonen von Binnengewässern gebunden. Sie benötigt mindestens 100 Hektar Sumpfvegetation. Ihre Nester stehen in der Regel im dichten Schilf, meist dicht über Wasser. Daneben kommen aber auch Nester in Getreidefeldern oder in anderen Pflanzengesellschaften vor. Oft sind Nester nicht weit voneinander entfernt, da in der Regel nur die nähere Umgebung des Nestes verteidigt wird. Die Jagdgebiete reichen vom Außenrand des Pflanzengürtels am offenen Wasser über die Verlandungszone bis aufwiesen, Äcker oder Dünen der Umgebung.
Verbreitung: Das Brutgebiet der Rohrweihe reicht von Westeuropa bis Mittelsibirien und Zentralasien in der gemäßigten und subtropischen Zone. Die südlichsten Brutplätze liegen in Nordafrika und im Mittleren Osten (z.B. am Nordende des Persischen Golfes).
Zug: In West- und Südeuropa ist die Rohrweihe Standvogel oder Teilzieher. Die mittel-, ost- und nordeuropäischen Brutvögel sind Zugvögel, im Norden des Brutgebiets sogar Langstreckenzieher. Ihre Winterquartiere liegen in Afrika südlich der Sahara, wo sie in Ostafrika bis nach Simbabwe reichen, sowie in Indien bis an die Südspitze. Die weitesten Ringfunde reichen über 5.000 km. Viele Rohrweihen überwintern im Mittelmeergebiet. Entlang der Atlantikküste reicht das Winterareal sogar bis Nordfrankreich und in die Niederlande. Ab Mitte August mit Höhepunkt im September findet in Mitteleuropa der Abzug statt. Die ersten kommen ab Ende März wieder an die Brutplätze zurück.
Nahrung: Die Nahrung ist vielseitig. In der Brutzeit spielen vor allem Jungvögel und Nestlinge eine Rolle. Für Weihennahrung typisch sind auch Eier. Ihre bevorzugte Jagdtechnik ist wie bei anderen Weihenarten der langsame Suchflug in geringer Höhe. In einer Überaschungstaktik wird eine Vielzahl von kleineren bis mittelgroßen Beutetieren am Boden gegriffen. Die Obergrenze der Beutegröße liegt etwa bei Wanderratten, jungen Kaninchen, halbwüchsigen Teich-, Bläss- und Rebhühnern. Bei Massenvermehrungen von Feldmäusen können sich Rohrweihen weitgehend auf dieses Nahrungsangebot umstellen. Im Vergleich zu den anderen Weihen sind in der Nahrung mehr am Wasser oder in der amphibischen Verlandungszone lebende Tiere enthalten. Rohrweihen können auch Schwimmvögel auf dem Wasser verfolgen und durch Ausnutzung von Deckung in höherer Bodenvegetation erfolgreich jagen.
Stimme: Die kiebitzähnlichen Rohrweihenrufe sind nur in der Nähe des Brutplatzes, besonders kurz nach dem Eintreffen aus dem Winterquartier, zu hören. Sie dienen vor allem der Balz oder der Revierverteidigung. Im Singflug lässt das Männchen ein nasales "hijäe", "quiä" oder "kjäh" hören. Gegenüber Revierkonkurrenten ist der Ruf weicher und kling nasal "guig". Weibchen geben bei der Beuteübernahme ein heiseres und leises "psie..." von sich. 
Balz: Nach der Ankunft am Brutplatz sind elegante Flugspiele zu beobachten, während derer die Partner hoch aufsteigen, um die Längsachse rollen und Überschläge ausführen, die Männchen sich auch aus großer Höhe herunterfallen lassen. Die Bedeutung dieser Schauflüge ist nicht nur im Zusammenhang mit der Balz zu sehen, sondern auch als Markierung des Nestplatzes zu deuten. Die Männchen übergeben den Weibchen auch Beute in der Luft: Sie lassen Beute fallen, die das Weibchen mit nach oben gestreckten Füßen auffängt.
Brut: Das Männchen baut oft zunächst mehrere Nestplattformen aus vorjährigem Schilf. Der eigentliche Nestbau ist dann mehr Sache der Weibchen. Oft wird auch noch während der Brut und sogar noch, wenn die Jungen geschlüpft sind, am Nest gebaut. Männchen tragen auch dann noch Material ein. Normalerweise hält ein Paar eine Brutzeit über zusammen. Wie sich erst neuerdings herausstellte, kommen in manchen Gebieten aber zu einem gewissen Anteil auch Männchen mit zwei Weibchen vor, also Fälle von Bigynie. Dies ist deshalb möglich, weil die Weibchen das Gelege allein bebrüten. Da das Männchen zunächst hauptsächlich die Beute herbeischafft, bringen die Weibchen solcher Dreiergruppen meist etwas weniger Junge pro Gelege groß. Da die Eier in einem Abstand von 2-3 Tagen gelegt werden, die Bebrütung aber schon nach dem 1. oder 2. Ei beginnt, sind die Jungen im Nest in der Regel unterschiedlich weit entwickelt. Bei Nahrungsmangel gehen die „Nesthäkchen" vorzeitig zugrunde. Rohrweihen (und auch alle anderen Weihen) versorgen ihre Partnerin während der Brutzeit auf besondere Art und Weise. Zur Futterübergabe nähert sich das Männchen dem Nistplatz und lockt das Weibchen mit einem speziellen Laut herbei. Dieses fliegt auf und beide Geschlechter treffen sich in einer Position, bei der das Männchen genau über dem Weibchen fliegt. Dann lässt er plötzlich die Nahrung fallen und das Weibchen dreht sich auf den Rücken, um sie mit den Fängen zu ergreifen. Nach der Übergabe kehrt das Weibchen zum Nest zurück, um zu fressen. Manchmal sucht es aber auch ein „Scheinnest" auf, das nur für diesen Zweck vom Männchen errichtet wurde.